„Ich kann das nicht“ – die Botschaft in unserem Gedächtnis und wie man sich von ihr lösen kann

Uns halten nur die Grenzen, die wir uns selbst setzen.

„Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen – Erwachsenen, damit sie aufwachen.“

Schöne Worte auf der Rückseite eines Buches, das ich kürzlich wiederfand. Ich erinnere mich, ein paar der Geschichten bereits gelesen zu haben und eine davon ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Die Geschichte vom angeketteten Elefanten. Hier geht es um einen Zirkuselefanten, der vor und nach der Zirkusvorstellung an einem kleinen Pflock am Fuß angekettet war. Locker hätte sich der große und schwere Elefant von diesem Pflock befreien können – tat es aber nicht. Warum riss er sich nicht los, anstatt sich von diesem winzigen Pflock aufhalten zu lassen? Habt Ihr eine Idee?

Warum marschierte der Elefant nicht einfach in die Freiheit?

Vielleicht, weil er dressiert ist. Aber: warum muss er angekettet werden, wenn er doch dressiert ist?! Glücklicherweise liefert die Geschichte die Antwort gleich mit: „Der Zirkuselefant flieht nicht, weil er schon seit frühester Kindheit an einen solchen Pflock gekettet ist.“ Vielleicht hat er irgendwann einmal versucht, sich zu befreien. Als Elefantenbaby vielleicht. Und möglicherweise hat er es trotz aller Anstrengungen nicht geschafft, weil er noch nicht stark genug war. Am nächsten Tag hat er es wieder versucht und am übernächsten auch – doch der Pflock steckte einfach zu fest in der Erde für den kleinen Elefanten. Irgendwann dann – an einem der nächsten Tage – trifft der Elefant eine verhängnisvolle Entscheidung: er akzeptiert seine Ohnmacht und fügt sich in sein Schicksal. Nie wieder hat er versucht, seine Kraft auf die Probe zu stellen.

Was haben wir mit diesem Elefanten gemeinsam?

Irgendwie berührt mich diese Geschichte. Und auch der kleine – mittlerweile große – Elefant. Warum? Weil ich glaube, dass wir alle irgendetwas von diesem kleinen Elefanten in uns tragen. Ich glaube, dass jeder von uns diese eine (möglicherweise sogar mehrere) Kette hat, von der er aufgehalten wird. „Ich kann das nicht“ … so wie der Elefant haben wir uns das wahrscheinlich alle schon mal eingeredet. Er ist das beste Beispiel dafür: man wird zu dem, was man denkt. In seinem Fall: zu klein und zu schwach. Das, was wir denken – egal, ob über andere Menschen oder über uns selbst – bestimmt unsere Gefühle. Darüber – und wie man seinen eigenen inneren Dialog positiv gestalten kann – habe ich hier im Vintage Flaneur kürzlich geschrieben.

Denken wir also schlecht über uns und unsere Fähigkeiten, ist es quasi unmöglich, dass wir uns großartig fühlen und das erreichen, was wir uns wünschen. Die Erinnerung daran, dass vielleicht irgendwann mal etwas nicht geklappt hat, kann sich so in unser Gedächtnis brennen, dass wir es niemals mehr versuchen … und das wäre doch schade, oder?

Wir verhalten uns nie entsprechend unserer Fähigkeiten, sondern immer danach, welche Fähigkeiten wir zu haben glauben.

(Dr. Rolf Merkle, Psychotherapeut)

 

Tatsächlich gibt es nur einen Weg, um herauszufinden, ob wir etwas können oder nicht: wir müssen es ausprobieren! Bei mir zum Beispiel ist es der Gedanke: locker in eine Kamera sprechen? Das kann ich nicht! Aber ich werde es einfach nochmal ausprobieren!

Und Ihr? An welchen Pflock seid Ihr gekettet? Fasst Euch Mut und probiert es aus!

Eure Steffi

 

 

 

 

 

 

3 Kommentare

  1. Toller Beitrag👍🏿Der Pflock, Steffi, sind unsere Muster die wir in der Kindheit und von unserer Umgebung „gelernt“ haben. Es macht garantiert keinen Spaß angekettet oder konditioniert zu sein in welcher Weise auch immer. Ich bin der Meinung dass was man mit Begeisterung und gerne tut . dass es dann gelingt und ja ein bissal Training kann nicht schaden. Jeder hat so seine Stärken und Schwächen. Ich krieg die Geschichten beim Erzählen nicht auf den Punkt … Alles Liebe Bettina

  2. Liebe Steffi,
    ich habe mich unglaublich darauf gefreut, deinen neuen Artikel zu lesen.
    Und jetzt bin ich ganz traurig, wegen des Elefanten. Ich mag ja Geschichten mit gutem Ende und deswegen schafft in meiner Geschichte der Elefant sich zu befreien, findet die Liebe seines Lebens und gründet eine Familie.
    So oder so ähnlich ging es mir auch.
    In jungen Jahren hieß meine Kette: „Du bist hässlich, du wirst nie jemanden finden.“ Angekettet wurde ich von Mitschülern.
    Aber nach vielen Jahren hat sich das Entlein eben doch zum Schwan entwickelt 😉

    Und wenn wir was aktuelles nehmen: ich habe tierische Höhenangst und kann mir nicht vorstellen z.B. auf den Eifeltum zu gehen und runter zu gucken.

    XOXO und liebe Grüße
    Deine Sarah
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