Abenteuer Zusammenziehen

Heute ist ein guter Tag, um genau diesen Beitrag zu schreiben. Einen Beitrag über ein Abenteuer. Das Abenteuer Zusammenziehen. Heute bin ich nämlich allein zu Haus. Ich habe gearbeitet, bin nach Hause gefahren und weiß, daß dort niemand auf mich wartet. Auch später wird niemand nach Hause kommen – morgen auch nicht und auch den Rest der heute angefangenen Woche nicht. Florian ist beruflich unterwegs und ich wohne vorübergehend allein. So wie es früher für mich ganz normal war. Früher – das war noch vor ungefähr einem Jahr. Und jetzt … fühlt es sich irgendwie seltsam an.

Lange Zeit war ich davon überzeugt, der richtige Typ für eine Fernbeziehung zu sein. Ich bin ein Mensch, der viel Ruhe und Zeit für sich selbst braucht und dem nach einem Neun-Stunden-Tag im Kindergarten manchmal jede Anwesenheit eines anderen Lebewesens zu viel ist. Da klingt eine Fernbeziehung doch ausgesprochen verlockend. Man muss sich für nichts rechtfertigen und kann seine Freiheiten genießen. Es stellen sich keine Alltagsprobleme ein und die Wiedersehensfreude ist jedes Mal enorm. Ich hab mir das wirklich paradiesisch vorgestellt. Früher. Dann habe ich es ausprobiert und bin nach einem halben Jahr kläglich gescheitert. Vielleicht lag es nicht an der Entfernung, sondern an uns als Menschen – auf jeden Fall hat es nicht funktioniert. Und heute glaube ich zu wissen, daß meine illusorische Vorstellung einer Fernbeziehung von damals eigentlich nur die verkleidete Angst vor zu viel Nähe war. Die Angst vor der ungeschminkten Wahrheit am Morgen zum Beispiel. Die Angst, vielleicht Dinge von sich offenbaren zu müssen, die man selbst nicht an sich mag. Morgenmuffeligkeit und andere Spleens zum Beispiel.

Im Internet finden sich zahlreiche Checklisten, mit denen Paare sich auseinandersetzen sollten, bevor sie zusammenziehen. Erst auseinandersetzen – dann zusammenziehen lautet also die Devise. Tz. Es lässt sich ebenfalls online überprüfen, ob es überhaupt der Richtige ist, mit dem man da zusammenziehen will. Wie praktisch. Hier wird empfohlen, Erwartungen zu besprechen, sich Zeit zu lassen und auf Probe zusammen zu wohnen. Erwartungen besprechen? Ich hatte doch gar nicht erwartet, daß wir zusammen ziehen. Und auf Probe haben wir nahezu unbewusst schon seit Monaten zusammen gelebt, denn es gab noch immer eine verwaiste Wohnung als Rückzugsort in sogar derselben Straße. Eine Krise kann jeder Idiot haben. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag. Das soll der russische Schriftsteller Anton Tschechow einst gesagt haben. Ich gebe ihm Recht, denn den Partner jeden Tag um sich zu haben ist zweifellos die schwierigste Herausforderung beim Zusammenziehen. Schließlich weiß man irgendwann sogar, wie der Pups des Herzblattes riecht.

Vor ein paar Wochen nun haben wir uns schließlich dafür entschieden, auf die zweite Wohnung gänzlich zu verzichten. Ein schöner Nebeneffekt: man spart Geld, weil man sich die Miete plötzlich teilen kann. Oder man spart – so wie ich – nichts, weil sich diese halbe Miete ganz hervorragend in sämtlichen Onlineshops dieser Welt in hübsche Produkte verwandeln lässt. Dumm nur, daß man nach dem Zusammenziehen deutlich weniger Platz für all die schönen Teilchen hat. Hach. Ein Dilemma.

Bei uns war die Sache mit dem Zusammenziehen also keine nach Checkliste abgewogene Entscheidung, sondern eher ein schleichender Prozess. Ganz bestimmt wird es Punkte geben, die wir nicht bedacht haben und die uns vielleicht stolpern lassen. Doch auch in der gemeinsamen Wohnung haben wir Freiräume und Rückzugsmöglichkeiten. Und wir sind bereit. Bereit für das Abenteuer »neue Lebenssituation« und ein klares Bekenntnis zueinander. Einer der letzten großen Schritte auf dem langen Weg zum Erwachsensein ist gemacht. Also – los geht’s!

Ich wünsch Euch eine abenteuerliche Zeit!

Eure Steffi 04/23/2017

 

17 Kommentare

  1. Liebe Steffi,

    ich bin ganz verliebt in deinen Artikel! Die erste gemeinsame Wohnung ist schon etwas ganz besonderes und dieses Abenteuer, das sich manchmal auch als Herausforderung darstellt, gilt es zu zweit zu meistern! Ich persönlich kann es mir gar nicht mehr vorstellen ohne meinen Freund zu leben, ich brauche genau diese Nähe und genieße sie jeden Abend! Wie schön, dass auch du dieses Wohlfühlgefühl gefunden hast!

    Ich wünsche dir einen zauberhaft sonnigen Tag!

  2. Toll hast Du deinen Post geschrieben, so unterhaltsam dass ich schon ungeduldig auf weitere Updates über das Leben zu zweit warte. Ich wünsche Euch einen tollen Start in der gemeinsamen Wohnung.
    Habt einen schönen Sonntag
    Sassi

  3. Hi Steffi,
    freut mich, dass ihr den Schritt gewagt habt. Ich bin jetzt neun Jahre mit meinem Freund zusammen und er hängt eigentlich nur noch bei mir rum, trotzdem haben wir uns bisher erfolgreich vor dem Thema zusammenziehen gedrückt .🙈 Mal schauen, was die Zukunft so bringt.

    Liebe Grüße
    Eve von http://www.eveblogazine.com

  4. Ach das Zusammenziehen ist wirklich aufregend.
    Für mich war es letztes Jahr so weit, wobei es mir zeitlich versetzt den Boden unter den Füßen weggerissen hat. Ich habe mir aber auch sehr viel vorgenommen, von den Eltern weg ziehen, erste eigene Wohnung, mit dem Freund zusammen ziehen, ein Katzenbaby zieht ein (ich glaube der schönste Schritt von allen 😉 ), ich habe mich selbständig gemacht UND gleichzeitig die Uni absolvieren müssen und und und.
    Dennoch muss ich sagen, ich glaube der trick ist es, es einfach zu machen! Mit dem Partner zu reden und es durchzuziehen. Als ich bei dir von den Checklisten im Internet gelesen habe war ich leicht schockiert. Entweder es passt oder es passt nicht und jetzt mal ehrlich, was machen die Menschen bei denen so eine Checkliste sagt, dass es nicht passt? Naja nicht so meins 😀
    Und wie du sagst, ich halte Freiräume für sehr wichtig. In meinem Fall war das „Ins kalte Wasser springen“ eine gute Option und ich bereue auch nach einem Jahr nichts 😀
    Ich drücke euch die Daumen <3

    alles Liebe deine Amely Rose

  5. Gratuliere! Das ist wirklich toll! Natürlich braucht das manchmal viel Geduld und Mut, aber es zahlt sich bestimmt aus 🙂

    Hab ein schönes Wochenende
    Michaela

  6. Wieder ein so gedankenvoller Post, meine liebe Steffi! Ich dachte auch immer, ich sei ein Typ für Fernbeziehungen. Allerdings wurde ich schnell eines besseren belehrt, als ich mit Peter zusammengekommen bin. Von Tag 1 an haben wir zusammengewohnt, ohne große Überlegungen … Uns es passt bis heute wunderbar!

    Liebst, Sarah-Allegra
    http://www.fashionequalsscience.com/

  7. Herzlichen Glückwunsch, dass Sie begonnen haben, zusammen zu leben. Obwohl das Vergnügen, Ihr geliebtes in der Fernbeziehung zu sehen, ist fantastisch, zusammen die ganze Zeit ist viel besser.Hop Sie haben eine abenteuerliche Fahrt zusammen.

    Love,
    Joanna
    https://mightyessays.com/

  8. ein richtig süßer und toller Beitrag liebe Steffi!
    mir ging es genau wie dir, dass ich immer überzeugt war, ein Fernbeziehungsmensch zu sein, weil ich meine Freiheit immer so geliebt habe … doch dann hatte ich diese Fernbeziehung und wusste, es kommt nur auf den RICHTIGEN an 🙂
    so schön zu sehen, dass es bei euch so gut läuft!

    hab eine tolle Woche meine Liebe,
    ❤ Tina von Liebe was ist

  9. Fabelhafte Gedanken und wieder super geschrieben. Ich ziehe nun schon seid dreißig Jahren mit meiner Frau zusammen und es ist immer noch ein Abenteuer liebe ❤️ steffi . Liebe Grüße Tom

  10. Schön geschrieben 😊
    Wünsche euch ganz viel Glück und gemeinsam schafft ihr es🌸

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